Montag, 26. November 2007

bEgEgNuNgEn DeR bEsOnDeReN aRt

Fast vier Monate war er nun schon in diesem großen, fremden Land, fernab seines beschaulichen Heimatdorfes. Vieles hatte er gesehen, auf seinen kleinen Erkundungsausflügen. Doch momentan, nein momentan, das war nicht so seine Zeit. Allzu gerne hätte er die Wochenenden außerhalb der Stadt verbracht und alles mit seinem Fotoapparat festgehalten. Allzu gerne hätte er seine Erlebnisse mit den Lesern seines Internet-Blogs geteilt. Doch nein, es sollte anders sein. Selbst hier, tausende Kilometer fernab seiner Heimat sollte er sich gezwungen fühlen, in der Klausuren-Zeit daheim zu bleiben, zu lernen, zu studieren, das Leben an ihm vorbei ziehen zu lassen.

Doch so schnell wollte er nicht aufgeben, denn auch die kleinen Dinge des Lebens, kleine Erfahrungen und Erlebnisse waren es wert, dokumentiert und festgehalten zu werden.

War da nicht dieser eine Abend im Krug, der deutschen Kneipe, dessen Besitzer man aber nie zu Gesicht bekommt und stattdessen mexikanische Sklaven in Dirndl und Tracht umher eilen? Ja, dieser eine Abend, an dem das Oktoberfest gefeiert wurde und man, an den doch teils verstört wirkenden, mexikanischen Gesichtern ablesen konnte, dass das selbstgebraute Weißbier eine ganz andere Wirkung beim Volk erzielt, als dies die doch recht süffig-leichten mexikanischen Biere tun. Egal, den Leuten hat es geschmeckt und gefallen, mal richtige zünftige Marschmusik zu hören, die eigentlich nur beim politischen Aschermittwoch der CSU gespielt wird, wenn Stoiber (ja das waren noch Zeiten) seine „ääähhhh, auf dem Münchner, ääääh Haupbahnhof in ja ähm 10 Minuuuuten“…

Oder der andere Abend als sich Österreich und Deutschland brüderlich in die Arme vielen um gemeinsam Spaghetti-Kochkunst zu zelebrieren, wie es nicht mal die Italiener können. Nun gut, vom optischen Standpunkt betrachtet mag noch Nachholbedarf bestehen, aber der Geschmack…ein Traum aus Kohlehydraten…und als krönenden Abschluss sogar einen selbst gemachten Apfelstrudel…ja was wollns meehr Heerr Piefke…

Da kommt man einmal richtig mexikanisch ein paar Stunden zu spät zum Markt und zum Konzert und schon ist alles rum und abgebaut, aber zum Glück gibt es doch noch ein paar nette Mexikaner die sich um die Abendgestaltung kümmern…und das erste Mal überhaupt wird man auf der Straße nicht als lockenprächtiger Ausländer angeschaut, schließlich, sind Thomas und ich mit Chucks, sauberem T-Shirt und nicht zerrissener Hose ziemlich spießig, im Vergleich zu unseren Begleitern. Angeführt von „Anarcho“, wie sich der 18jährige mit dem Kuhring durch die Nase nennt, folgen wir ihm und seinen Kinderpunkkumpels durch die Stadt, bis wir in der mexikanischsten Kneipe landen, in der wir bisher waren. Ein Abend voller neuer Erfahrungen und ein tolles Erlebnis…wie sagte mein Professor für politische Systemlehre: Wer mit 18 kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer mit 30 immer noch einer ist hat, hat kein Hirn. Nun denn, die Kinderpunks haben noch ein wenig Zeit, bis ihnen die Schuppen (oder Nieten) von den Augen fallen.

Und dann eines Tages, der Student vom Land hat es nicht mehr für möglich gehalten, ein Zeichen, dass es in einer Millionenstadt noch immer möglich ist, eine Großfamilie zu gründen und glücklich zu sein. Um die Ecke gegangen und nichts Böses gedacht und da war es das Glück. Zwar stört der Müll im das Auge des Betrachters, nicht aber die Harmonie der kleinen, großen Sippe.



Man sieht, es sind oftmals die kleinen Dinge des Lebens, die einen glücklich machen können…

Samstag, 17. November 2007

eLiTe???

Die Universidad Panamericana Campus Guadalajara, ein Hort der exklusiven Wissensvermittlung, hier studiert die Elite Lateinamerikas, hier herrscht Zucht, hier herrscht Ordnung. Würden die deutschen Werte wie Pünktlichkeit, Ordnungssinn, Disziplin und Ruhe hier den Anforderungen standhalten können. Oder würde der junge Austauschstudent an den Bürden und Ansprüchen der besten Business School Lateinamerikas zerschellen, wie ein Stück morsches Treibholz an den scharfen und unerbittlichen Felsen der Meeresbrandung? Zugegebenermaßen: Es gibt auch andere, "knackigere" Unterrichtsklassen, wie etwa meine 9. Semester Diplomacy Klasse. Aber sobald im Business English Kurs des 7ten Semesters der Lehrer mal schnell weg ist, dann schaut es so aus…oder noch schlimmer…






Samstag, 10. November 2007

SeLL sChPiEL mItÄm FiEr

A mis amigos de mi equipo:

So Ihr Mannä vu da hoäßä Hund! Bald ischäs wiedo sowiet un desmol hett ech gern dass ihr mol reächti Hauptkerli sin und dennä Buäbä us Ahuus mol zoägät we mo mit Liedäschaft un Herz spillt. Ech woäß, diä Spillziet isch desjohr bigott selli lang, aber baald honnos gschafft, nu no zwo mol gwinnä! Vill ka ech eich vu Mäxiko us nit hälfä, abo oäs ka ech ei sagä: Spilläd mit Fier! Immo, werklech immo, wenn isori Hotdogs vor onerä reächtä Ufgab gstandä sin, immor dann isch dä Huufä zammä gruckt. Do hät’s nämod intressiert wes uussiäht odor wevell Punkt gmacht wärräd un wär sie macht. Hauptsach am Schluss goht mo zammä als Gwinnor vum Platz. Des war i dä Liga so, des war bi dä Tunier so, jo des war sogar scho bi dä Spielä uffäm Spadinger oder Scherzinger hinnä so. Un a derrä Tatsach hät sech fir mech nint gändort. Nu als däsell Huufä simmo stark! Esch isch doch egal wa voräm Spiel isch, nochäm Spiel isch, wiä diä Situation uussiäht un dä ganz räscht. Wa werklech zellt isch das ihr uff’s Feld uusi fahrät un oäfach nu Gas gäbät! Dänkät nu a sell fief-fief uuswärts i Keln. Kerli, ech woäß nit wes eich goht, aber fie mech war sell s’Schpiel vu mim Läbä. Wer susch ka zwo Minutä voräm Schluss im Moäschdor zwo Kischtä inni druckä, wenn nit än hoäßä Huufä. I dem Schbiel hät nämod a vorher oder dänoch denkt, oder?! Do war mo uffäm Feld, hät sech gegäsietig hoäß gmacht un untorstitzt, do war’s doch scheissegal wer dä Gegnor war. Un es hat klappt!!!

So jetzt ka ech eich nu s’Beschte winschä. Ihr wärräd des Ding machä! Und dasser mol sännät, dass au’d Mäxikanor mit Fier schpillä kennät, ha ech eich mol ä baar Videos vu mim letzschdä Uusflug mitbrocht. Wenn halbnäckigi Indios sell kennät, dirft des fir eich Mannä jo koä Probläm sii, dä echt mol behauptä!

Machät’s guät Ihr Mannä!

Eiri Onäzwonztg
#21 joe







Mittwoch, 7. November 2007

sChLaFLoS iN mExIkO

Von Vieren die sich aufmachten, die Schlaflosigkeit zu finden…
Der wichtigste Feiertag in Mexiko? Nein, nicht der Unabhängigkeitstag, auch nicht Weihnachten und Ostern…das Fußballderby der Chivas gegen D.F.? Fast richtig. Ganz richtig wäre der Tag der Toten, der „Día de Muertos“.

Und wo lassen sich die Toten besser ehren und feiern, als in Michoacán, dem südlich angrenzenden Bundesstaat and Jalisco (in dem Guadalajara liegt)!? Monate im Voraus muss man sich um eine Bleibe kümmern…aber wieso, wenn doch sowieso die Nacht durchgefeiert wird? Also nichts wie in den Bus und fünf Stunden später in Pátzcuaro wieder raus, ja hier fühlt man sich wohl, hier war man ja schon mal, nicht all zu lange ist es her. Zeit haben die vier Reisenden genug, also erstmal nach Tzintzuntzan, ein Dorf, das 15 km entfernt liegt. Busfahren macht schließlich unendlich Spaß, also kann man auch unendlich fahren…

Im kleinen Dreieinhalbtausendseelendorf am See herrscht schon mächtig Betrieb, Mexikaner strömen von überall herbei. Schnell die letzten Sonnenstrahlen des Tages nutzen und hoch auf die mächtige Kultstätte der P'urhepecha aus dem 13ten Jahrhundert. Schnell wird es dunkel…und kalt. Wie Insekten werden die Staunenden von den tausenden Lichtern angezogen, den unzähligen Kerzen auf dem Friedhof des Dorfes. Hier herrscht Umtriebigkeit, wie man es niemals auf deutschen Friedhöfen erleben würde. Menschen sitzen oder liegen neben den prächtig geschmückten Gräbern ihrer verstorbenen Angehörigen, es wird gelacht, geredet, getrunken. Auf dem zentralen Platz des Dorfes werden die Mägen gefüllt, dass Nahrungs- und Getränkeangebot ist scheinbar unerschöpflich. Doch irgendwann ist es an der Zeit, die vier Gesättigten sind reif für die Insel. Die Insel Jantzio stellt in Mexiko für viele eine Art Epizentrum des Día de Muertos dar. So strömen Menschenmassen aus Mexiko und der ganzen Welt auf die kleine Insel. Und auch die vier Austauschstudenten der UP Guadalajara. Erstaunlich, wie der Tourismus eine Sache nicht kaputt aber doch sehr trüben kann. Überall stehen sie, fotografieren, saufen, pressen sich auf den winzigen Friedhof…ein auf irgendeine Art und Weise faszinierendes Schauspiel, eine Spektakel, was man gesehen haben sollte. Doch ist jeder der vier froh, den wahren Tag der Toten in Tzintzuntzan gesehen zu haben. Die Kälte wird immer schlimmer, da helfen der Fruchtpunsch oder der süße „Cafe de la Olla“ auch nicht mehr viel, auch nicht mit dem kräftigen Schuss Zuckerrohschnaps…Irgendwann ist es an der Zeit, der Insel den Rücke zuzukehren, vielleicht finden die vier einen wärmenden Ort in auf dem Festland. Falsch gedacht, Patzcuaro scheint ausgestorben zu sein. Entweder sind alle auf der Insel oder in warmen Betten. Warme Betten, die die vier Abenteurer nicht haben. Die Uhr schlägt fünf Uhr morgens, als die frierenden Gestalten auf dem Berg an der verlassenen Aussichtsplattform ankommen. Ja es zahlt sich aus, ein Kind vom Land zu sein und zudem noch allsommerlich die Sommerferien auf dem örtlichen Ministrantenlager verbracht zu haben…das Lagerfeuer beginnt zu brennen. Zum ersten Mal seit Stunden erwärmen sich die frierenden Körper, doch schlafen…nein. Doch dann, gegen elf Uhr schafft es die Sonne, ihre wärmenden Strahlen auch bis unter die Kleidungsschichten der Schlaflosen zu senden. Und zum ersten Mal seit bald 30 Stunden…“Schlaf“, nun gut, nennen wir es zwei Stunden dösen…

Keine 12 Stunden mehr, dann fährt der Bus wieder nach Guadalajara, doch bis dahin heißt es Zeit verbringen in Patzcuaro, der Stadt die an diesem Tag zu einem einzigen Markt geworden zu sein scheint.

Kurz nach 23:30 Uhr, der Bus fährt ab…schlafen im Bus? Das ging früher nicht, wieso sollte es dann nach knapp 40 schlaflosen Stunden funktionieren. Das Diplomatieseminar zahlt sich aus und so einigt man sich mit dem Körper friedlich auf viereinhalb Stunden unruhiges Dösen…

Kurz nach vier Uhr. Ankunft in Guadalajara. Kurz nach fünf Uhr. Ankunft im Bett. Kurz nach sieben Uhr. Aufwachen…Einschlafen. Kurz nach acht Uhr. Aufwachen…Einschlafen. Kurz nach halb 12. Aufwachen…Aufstehen…schlafen geht nicht, der viele Kaffee scheint jetzt so richtig zu wirken oder ist es die Sehnsucht nach dem wärmenden Lagerfeuer bei unmexikanischer Kälte?

Anhören, denn beschrieben ist der Día de Muertos wirklich gut:
http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio8414.html



Mich erreichte die Anregung, nicht alle meine Bilder ganz so klein online zu stellen...voilá, hier sind ein paar meiner etwas stärker aufgewerteten Bilder :-)
PS: Das Copyright liegt, soweit nicht anders erwähnt, bei mir!!!! :-)


Sonntag, 4. November 2007

fAsHiOnWeEk

Mailand, Paris, London New York und Berlin? Modestädte…ja, gestern! Heute gibt es nur noch eine Perle der kreativen Mode. Guadalajara! Oder ist es etwa Zufall, dass das in Mexiko beliebteste Modeaccessoire in Deutschland nur von absoluten Kennern der Szene getragen wird? In der UP-Guadalajara dagegen, vergeht kein Tag an dem nicht mindestens drei bis fünf junge Studenten damit den Campus zur Fashionmeile verwandeln um die Blicke der Kommilitonen zu erhaschen. Getragen werden kann das hippe und zugleich wärmende Stück zu jedem nur erdenklichen Outfit, je nach Anlass, mal legèr, mal seriös mit Anzug und Krawatte drum.

Doch der europäische Modemarkt schläft nicht, zu gravierend schlagen die entgehenden Einnahmen zu Buche. Aus diesem Grund wird an Möglichkeiten gearbeitet, den Leuten die Vorteile und Annehmlichkeiten dieses mexikanischen Modetrends vor Augen zu halten. Und auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee zeigt sich von der Vision äußerst angetan, Deutschland zum Modemekka Europas zu machen. So erarbeitet sein Mitarbeiterstab derzeit die möglichen positiven Auswirkungen eines sofortigen Fahrschulverbotes in Deutschland. Unerwartete Unterstützung dieses Vorhabens kündigte auch der Verband deutscher Automobilhersteller an, der zu diesem Zwecks verstärkte Lobbyarbeit betreiben will.

So bleibt abzuwarten, wann der restlichen Modewelt die Augen aufgehen (oder geöffnet werden), denn unbestritten ist und bleibt: wir haben es hier mit einem Modetrend zu tun, der alle bisher Gesehenen in den Schatten zu stellen vermag. Momentan jedoch bleibt es alleine Mexiko vorbehalten, die Krone der Haute Couture zu tragen.