Freitag, 25. Januar 2008

Auf zu neuen Taten! Vorbei ist sie, die Zeit des Gammelns und des Müßiggangs. Willkommen heißen, wollen wir mein neues Semester!!!

Viel geändert hat sich allerdings nicht, schließlich bin ich immer noch an der kleinen, aber feinen Universidad Panamericana. Eine große Neuerung dürfte die Tatsache sein, dass in diesem Semester kaum deutsch gesprochen wird, bei nur drei Deutschen, im Vergleich zu den rund 20 Deutschen und Österreichern des letzten Semesters kaum verwunderlich…aber allemal begrüßenswert :-)

Auch die nette Tradition des Willkommens-Frühstücks wurde weitergeführt, schön war’s, lecker war’s und außerdem gab’s noch ein UP-T-Shirt als Schmankerl obendrauf (wohl der Vorteil, wenn nur knapp 20, statt 45 Austauschstudenten da sein).

Was gibt es sonst noch zu berichten, von meiner ersten „Arbeits-Woche“? Ach ja, wer rastet der rostet! Darum und natürlich zum Ausgleich für die überaus brutalen, anstrengenden und hochintellektuellen Seminare bin ich nun Mitglied in einem ganz tollen Fitness-Club. Dort trainiert der künftige Fußballnachwuchs der populärsten Fußballmannschaft Mexikos, den Chivas…naja, für mich als Nicht-Fußball-Fanatiker kein Grund, 500 Pesos im Monat zu zahlen, auch wenn die ganzen Einrichtungen in ökologisch Vorbildlichen Designergebäuden untergebracht sind, wie Nacho (ja Nacho), der dortige Chef nicht müde wurde, zu betonen. Ich frage mich aber, wodieses SUUUPER-Umweltbewusstsein aussetzt, wenn rund um die Uhr diese schreckliche Muckibude-Mucke aus den Boxen dröhnt, egal ob jemand da ist oder nicht…Wie dem auch sei, ich bin dabei. Handeln lohnt sich übrigen in Mexiko wirklich sehr, denn so kann man auch für 300 Pesos (20 Euro) im Monat, statt dem „untersten möglichen Preis 500 Pesos“, „dem einmaligen Studentenrabatt nur für UP-Studenten 500 Pesos“, „dem tollsten Angebot aller Fitnessclubs 500 Pesos“, ein Bisl Sport machen :-)

In diesem Sinne: „Keine Chance der Tacokonsum bedingten Fettleibigkeit!“

Freitag, 18. Januar 2008

RuHm & ScHLaGzEiLeN

Ohnmächtig hob ich meinen Kopf von den verschränkten Armen. Nur langsam erklarte sich der, einem Schleier überdeckt gleichende, Blick. Salzverkrustete und von roten Adern durchzogene Augen blicken mich aus dem Spiegel über dem Schreibtisch traurig an. Mein Kopf schmerzte und erst jetzt merkte ich, dass die Ärmel meines beigen Pullovers von unzähligen Tränen getränkt und dunkel gefärbt waren.

Wie lange musste ich wohl bitterlich geweint haben? Waren es Minuten? Stunden? Oder gar Tage? Es waren vermutlich, mit aller nötigen Realität betrachtet…Monate…

So fühlte es sich also an, das Scheitern, die Einsicht, das Ziel nicht zu erreichen. Dahin war er, der Traum von den blühenden Landschaften. Gescheitert war ich, auf meiner glorreichen Mission. Bildlich lag ich verwundet auf dem Boden, unfähig mich weiter zu bewegen…“Geht ohne mich weiter! Mein Weg endet hier! Ich sterbe, aber die Idee muss in Euch weiter leben! Geeeeehhhhhhhht!!!!!!!“ Nie würde ich zum aufstrebenden Stern des Klatschreporter-Firmaments werden. Nie würde ich es auf die Bild-Seiten schaffen, direkt über die 21-jährige Studentin Mandy, die trotz Hochschulstudium nicht in der Lage war, das Glas Milch zu trinken, ohne es über ihren (trotz Minus 15 Grad in der Plattenbauwohnung), entblößten Oberkörper zu kippen. Aber was, wenn die arme Mandy einfach Epileptikerin war und sich, dank fortschreitender, gesellschaftlicher Verarmung, keinen, sagen wir beigen Pullover leisten konnte??????????

Wie konnte ich es zulassen, so zu handeln, getrieben von elendiger Trägheit, einer der sieben Todsünden. Würde ich in Dantes Purgatorium schmoren? Wie viele Milliarden Jahre? Vielleicht würde ich den ein oder anderen Ablassbrief besorgen können, um mein Höllendasein auf einige wenige Millionen Jahre zu verkürzen…schließlich befand ich mich ja in einem erzkonservativen Land mit einer Katholikenrate von über 90 % und außerdem mussten ja irgendwie die vielen prachtvollen Kirchen in Stand gehalten werden.

Wieder und wieder liefen meine Erinnerungen wie in einem Film vor meinem inneren Auge ab…da war es, als ich zu Haustür heraus trat, das auf dem Dach liegende Taxi, am helllichten Tag. Kein Wunder, dass betrunkene Mexikaner lieber Unfälle hinterm Steuer des eigenen Autos bevorzugen, als sich und ihr Leben in die Hände von Bus- und Taxifahrern zu begeben. Doch was tat ich, außer kurz (eigentlich zu kurz) zu gaffen, ebenso wie die mexikanischen Großfamilien, die von überall herbeigeströmt kamen. Ich ging von dannen. Ja ich ging von dannen. Rühmte ich mich nicht immer mit „ah uh ätsch, juchhe, ich habe eine neue Kamera!!!“ Und nun wo war sie? Sie lag wohl behütet in meinem Zimmer. Und was tat ich? Ich ging von dannen…wieso konnte ich nicht die paar Stufen hinaufstürmen, die Kamera in die Hand nehmen und ein paar Fotos schießen? Dann noch ein paar Zeilen blabla dazu und der Pulitzer-Preis wäre mir sicher gewesen, da bin ich mir ganz ganz sicher!!! Verdammt! Nunja, ich ging von dannen. Ebenso wie ich damals keine fünf Häuser weiter ging, als die Küche der Nachbarn in die Luft flog…wo war meine Gier nach menschlichem Leid und der Sucht nach Schlagzeilen???


DA, da war es! Ich fand es wieder, dieses Gespür, dieser siebte Sinn für das Unmenschliche, das Abnormale. Das Gespür für die Abstrusitäten des menschlichen Seins!!! Schnell die Digi-Cam auf die kleine Kanadierin gerichtet, sichergestellt, dass keine versteckten Radiogeräte an waren und losgefilmt. Nunja, auf das Geld von der Zeitung, sowie der NASA warte ich noch. Aber die Erika hab’ ich auch nicht mehr gesehen, seit sie von den Herren in den schwarzen Anzügen und den schwarzen Sonnenbrillen mitgenommen wurde…


Dienstag, 8. Januar 2008

rEiSeLuSt

Vorbei war sie, die Zeit des Gammelns. Besuch stand an, die Blutsverwandtschaft in Form meiner Schwester, man nenne sie an dieser Stelle Santa Caterina.

Also schnell ein Bisl Sightseeing in Tequila (wir waren gar nicht betrunken *schnief*) und Guadalajara gemacht, dann noch zwei Tage in einer der wohl schönsten Städte Mexikos, Guanajuato, vier Stunden nördlich von Guadalajara. Weihnachten dann in besinnlicher Runde mit Tim und Ivonne und einem großen Braten…und dann auf zur großen Reise…

Eine Reise voller Eindrücke, Erfahrung und toller Lach- und Sachgeschichten. Eine Reise durch den südöstlichen Teil Mexikos, eine Reise mit Stationen, wie Merida, Campeche, Palenque, San Cristóbal de las Casas, Oaxaca, Puebla, Mexiko Stadt. Eine Reise ebenso geprägt von tausenden Bus-Kilometern, tausenden überwundener Höhenmeter und gefühlten tausenden Grad Temperaturunterschied, von tropisch schwül, über trocken heiß, bis hin zu winterlich-zieh-zwei-T-Shirts-nen-Pulli-ne-dicke-Jacke-und-eine-noch-dickere-Strickmütze-an.

Auch war es eine Reise durch die Geschichte des Landes, ist doch besonders der südliche Teil Mexikos bekannt für seine archäologischen Stätten, in denen vor langer Zeit Mayas, Zapoteken und Azteken ihre gewaltigen Städte inmitten des Dschungels errichteten…kein Rad, keinen Lastenkran, und keine Eisenwerkzeuge kennen und dann solche Pyramiden und Tempel bauen…wie langweilig kann einem sein?...oder war es eine höhere Macht??? Dam-dadam-dam…muahaha. Neben kulturellen Sehenswürdigkeiten war es natürlich auch eine kulinarische Reise, mit frittierten Heuschrecken (natüüüürlich mit Chili und Limette) oder auch der berühmten Mole Poblano, die eher schmeckte, wie etwas cremigere Nutella…und das zu ’ner Hähnchenbrust…dann doch schnell mit viel Mezcal (Schnaps, der auch wie Tequila aus Agaven hergestellt wird) spülen…aber nur mit Wurm, versteht sich!

Zu lange wäre dieser Beitrag, über die vergangenen knapp zwei Wochen, wollte ich alles genau erzählen. Und auch die Anzahl der Fotos hält sich hier in Grenzen, schließlich würden die gemachten 1500 Bilder sämtliche Grenzen und Kapazitäten sprengen…

Auf unserer Reise gab es unzählige Highlights, wie etwa dem Übernachten im Dschungel von Palenque, mit Brüllaffengeschrei im Hintergrund und einem Sternenhimmel, wie man ihn nur fernab von Städten erleben kann. Oder aber auch unserem Aufenthalt auf dem Busbahnhof von Zapata, wo uns ein doch nicht unerheblich alkoholisierter Mexikaner das Leben retten wollte, in dem er uns gestenreich und schätzungsweise 387 Mal verbot, in Agua Azul zu baden, weil da quasi alle ertrinken, die da rein gehen…ja, der „Bademeister von Zapata“ und die wohl riesigste Kakerlake dieses Planeten, die auf dem Rücken liegend, im Hintergrund, eine BreakDance-Einlage zum Besten gab, das war schon was. Oder beim Ausflug nach Agua Clara, die Suchaktion nach unserem holländischen Freund Bert, den wir schon von Zapatisten in den Dschungel verschleppt sahen. Kurz bevor man Berts Sohn Bart das Beileid aussprechen konnte, kam Bert aber gut gelaunt…vom Baden. In San Cristóbal de las Casas war es wirklich super, die koloniale Stadt mit der indigenen Prägung hat was…auch kalte Nächte (2300 Meter über Meeresspiegel)…vielleicht wären die kalten Nächte nur halb so schlimm gewesen, das Schlafen in Socken, mit Handtuch umwickelten Füßen und Pullover nicht nötig gewesen, wenn wir früher drauf gekommen wären, dass das Fenster weit offen stand...

Ja und dann war da noch das große Silvesterfest 2007/2008…aber nein, die Zeit war knapp bemessen, also über Nacht von San Cristóbal nach Oaxaca, sind ja auch nur 11 Stunden Fahrt…Aber so schnell lassen sich die an festiver Erfahrung reichen Obergfell-Geschwister nicht unterkriegen, also schnell noch Bier gekauft für die Fahrt und die rauschende Busparty…ein müder Blick auf die Uhr, es ist 10 vor 12…aaaah *gähn* weiterschlafen…so toll ist Silvester an sich ja eh nicht, im Allgemeinen ja sowieso total überbewertet…

Lange (eigentlich verhältnismäßig kurz) Rede, kurzer Sinn: Schaut Euch die Fotos an, seid neidisch auf mich und nehmt Euch vor, eines Tages auch den Süden Mexikos zu erkunden…es lohnt sich definitiv!