Sonntag, 16. März 2008

pAuSe II

So, der Besuch ist da und auch die Sehenswürdigkeiten Guadalajaras wurden schon abgegrast. Nun geht es morgen früh in die Silberstadt Zacatecas und danach in die wunderschöne Stadt, und zugleich UNESCO Weltkulturerbe, Guanajuato!

Ein Blick in meinen Terminkalender namens StudiVZ hat mich erschrocken feststellen lassen, dass fast alle meine Freunde in den nächsten paar Tagen Geburtstag haben. Das wusste ich natürlich auch schon vorher, ohne StudiVZ, aber visuell wurde mir das eben erst so richtig bewusst :-) Liebe Leudddd, bitte seid mir nicht böse, dass keine Geburtstagsgrüße von mir kommen, denn vorher soll man nicht gratulieren und wenn's soweit ist, bin ich irgendwo in der Prärie Mexikos...ich weiß, ich bin ein schlechter Mensch...feiert schön, lasst es Euch gut gehen und vergesst nicht, der Joe denkt an Euch und wünscht Euch aus der Ferne alles Liebe und Gute!

Es grüßen Euch herzlich,
die Reisewütigen

Freitag, 14. März 2008

pAuSe

Heute abend, in wenigen Stunden ist es soweit! Der Osterhase aus Deutschland kommt vorbei, in Form meiner Mutter und meiner Tante. Und dann geht's auch gleich los mit dem Reisen, damit die beiden Damen auch was von diesem riesigen und vielfältigen Land sehen.

Ich wünsch' mir und Euch zwei schöne Wochen!
Bis bald!

joe

Mittwoch, 12. März 2008

hOcKeY

Der Kampf gegen den Müßiggang nimmt Formen an! Neben dem täglichen Fitnessraum/Schwimmtraining gesellte sich vor einigen Wochen nun auch das Hockeytraining mit der Auswahlmannschaft des Bundesstaates Jaliscos. Zwar sind die Jungs alles erst zw. 16 und 19 Jahre alt, aber das sollte nicht über ihr Können hinweg täuschen. Denn hier wird noch richtige Sportförderung betrieben. Auf einem riesigen Sportareal befindet sich die Hockeyarena des Teams, wo täglich trainiert wird. Durch mein tägliches Sportprogramm motiviert, marschierte ich also frohen Mutes zum ersten Trainingn. Nach anderthalb Stunden Trockentraining konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten, als es auf die Inlines ging…die folgenden drei Tage konnte ich kein Treppen steigen, mich nur mit Mühe auf's Klo setzen…ganz zu schweigen vom Anziehen der Socken…der Muskelkater war der Schlimmste meines Lebens. Beim zweiten Training ging es mir schon viel besser…bis zu den Sprints…da war dann schnell Schluss, als ich mir in beiden Schenkeln eine Muskelzerrung eingefangen hab…auf die Inlines hab’ ich es an dem Tag gar nicht mehr geschafft…

Aber nein, so schnell lässt man sich nicht entmutigen, von diesen kleinen, flinken und wohl nie müde werdenden Mexikanernkackern (die neben dem Hockey auch ganz fleißig deutsche Schimpfworte lernen) und ihrem netten, kompetenten aber immer für einen Schrei zu habenden Trainer. Also ging es am vergangenen Wochenende auf ein Turnier in Mexiko Stadt.

Nach 7 Stunden kamen wir an den Grenzen der Stadt an…nach weiteren gut 3 ½ Stunden waren wir dann auch mal an der Halle…und das „EXTREM“ nahe gelegene Hotel war auch nur etwas mehr als 30 Minuten entfernt…diese Stadt ist riesig!!! Aber egal, der Bus war Luxusklasse und das Hotel hatte 4 Sterne…der Bundesstaat Jalisco zahlt und fördert ja schließlich seine Sportler.

Wer im Vorfeld vielleicht über Mexiko als Inlinehockeyland lächelt, der wird überrascht sein. Ich kann mich nicht erinnern, je ein Turnier gespielt oder gesehen zu haben, das ein höheres Niveau aufzuweisen hatte. Aus ganz Mexiko kamen die Mannschaften, viele Spieler spielen in den USA in der Narch-Liga, die von vielen, als die beste Inlinehockeyliga der Welt bezeichnet wird. Auch verlor die Juniorennationalmannschaft, in der viele Spieler Jaliscos mitspielen, bei der letzten Weltmeisterschaft nur knapp in Verlängerung gegen Deutschland, als es um die Bronzemedaille ging. Neben unserer jungen Mannschaft, den anderen Herrenmannschaften trat aber auch der Großteil der mexikanischen Damennationalmannschaft an…das ist echt bitter, wenn man einem Mädel zuschaut (Claudia, auch aus Guadalajara) das erst seit fünf Jahren Hockey spielt, aber schon zu den 20 besten Spielerinnen der Welt gehört...und auch klassen besser, als man selbst ist…das ist nicht fair!!!

Lange Rede, kurzer Sinn: Drei Tage, wieder eine Muskelzerrung, sechs dicke blaue Flecken und einige gestauchten Bandscheiben später schlossen wir auf dem 6. Platz ab, ein super Ergebnis, das ein super Wochenende krönte. Ich hatte viel Spaß, gutes Hockey gespielt und viel Spanisch gesprochen...ok und den Jungs das deutsche Schimpfen und Fluchen beigebracht...sooooorry, aber das ist Kulturaustausch!

Und sobald ich mich wieder einigermaßen bewegen kann, geh ich wieder zum Team ins Training, in der Hoffnung, dass ich mich dann endlich mal nicht verletze und eines Tages nur ansatzweise so ne Kondition, wie die ganzen Scheisser bekomm ;-) Falls es nicht klappt, kann ich bald ne Sportinvalidenrente beantragen...

Montag, 3. März 2008

HiMmEL & hÖLLe

Guadalajara ist eine Millionenstadt von riesigem Ausmaß. Anders, als in vielen anderen Agglomerationen ähnlicher Größe ist Guadalajara jedoch eine Stadt der ein- und zweistöckigen Gebäude, selten wird hier höher gebaut, noch seltener sind hier „Wolkenkratzer“. Kein Wunder also, dass man von einem Ende der Stadt zum anderen Ende, die anderthalb Stundenmarke ziemlich leicht knackt. Und wahrscheinlich wäre die östliche Ausdehnung noch größer, würde nicht eine tiefe Schluchtenlandschaft die weitere Bebauung unmöglich machen. Am Parque Mirador ist es dann auch möglich, nicht nur unzählige, schmalzige Mexikanerpärchen zu sehen, sondern auch die extremste städtische Annäherung an die Schlucht. Es ist kaum zu glauben, dass man aus dem Bus aussteigt, ein paar Meter zu Fuß geht und sich in einer anderen Welt fühlt. Wenn dann die Schlucht noch von der Abendsonne in ein goldenes Licht gehüllt, dann hat das etwas Himmlisches…

…doch wenn der Blick nach unten in die Schlucht führt, dann erkennt man einen weiß schäumenden Fluss, den Rio Santiago. Und wenn man zwei Wochen vorher zufällig auf eine Demonstration in der Innenstadt gestoßen ist, dann wird aus dem Himmel auf Erden sofort die Hölle auf Erden. Denn in den Rio Santiago werden fröhlich Industrieabwässer geleitet, Industrie und Regierung schütteln gegenseitig die Hände und sagen, die Verschmutzung liegt im Normbereich. Die Dorfbewohner, die unweit von Guadalajara, direkt am Fluss leben, werden krank…und sterben…dank des Wassers, dessen Verschmutzungsgrad 300 % über der erlaubten Obergrenze liegt…

Wie tragisch dieses Leben am Fluss enden kann zeigt der Fall des achtjährigen Miguel Angel, der beim Spielen ins Wasser fiel, kurz darauf über Kopfschmerzen klagte und wenige Tage später in ein Koma fiel…19 Tage später erlag Miguel Angel, einer bakteriellen Infektion, die seine Organe zerstörte, genauso, wie das Arsen und die Schwermetalle, die in seinem Körper gefunden wurden…

Ich will mich nun nicht zum Greepeace-Aktivisten aufschwingen, aber erst wenn man weg ist sieht man was man hat... Deutschland, das Land der Feinstaubgrenzen und Strafen für ausgespuckte Kaugummis und weggeschmissene Zigarettenkippen…ja das war noch ein Leben ein Leben in einer Zivilisation mit Zucht und Ordnung…und Sauberkeit...

PS: Infos zum Thema Miguel Angel und der Verschmutzung des Rio Santioago gibt es unter http://www.limpiemoselsalto.blogspot.com/