Freitag, 18. Januar 2008

RuHm & ScHLaGzEiLeN

Ohnmächtig hob ich meinen Kopf von den verschränkten Armen. Nur langsam erklarte sich der, einem Schleier überdeckt gleichende, Blick. Salzverkrustete und von roten Adern durchzogene Augen blicken mich aus dem Spiegel über dem Schreibtisch traurig an. Mein Kopf schmerzte und erst jetzt merkte ich, dass die Ärmel meines beigen Pullovers von unzähligen Tränen getränkt und dunkel gefärbt waren.

Wie lange musste ich wohl bitterlich geweint haben? Waren es Minuten? Stunden? Oder gar Tage? Es waren vermutlich, mit aller nötigen Realität betrachtet…Monate…

So fühlte es sich also an, das Scheitern, die Einsicht, das Ziel nicht zu erreichen. Dahin war er, der Traum von den blühenden Landschaften. Gescheitert war ich, auf meiner glorreichen Mission. Bildlich lag ich verwundet auf dem Boden, unfähig mich weiter zu bewegen…“Geht ohne mich weiter! Mein Weg endet hier! Ich sterbe, aber die Idee muss in Euch weiter leben! Geeeeehhhhhhhht!!!!!!!“ Nie würde ich zum aufstrebenden Stern des Klatschreporter-Firmaments werden. Nie würde ich es auf die Bild-Seiten schaffen, direkt über die 21-jährige Studentin Mandy, die trotz Hochschulstudium nicht in der Lage war, das Glas Milch zu trinken, ohne es über ihren (trotz Minus 15 Grad in der Plattenbauwohnung), entblößten Oberkörper zu kippen. Aber was, wenn die arme Mandy einfach Epileptikerin war und sich, dank fortschreitender, gesellschaftlicher Verarmung, keinen, sagen wir beigen Pullover leisten konnte??????????

Wie konnte ich es zulassen, so zu handeln, getrieben von elendiger Trägheit, einer der sieben Todsünden. Würde ich in Dantes Purgatorium schmoren? Wie viele Milliarden Jahre? Vielleicht würde ich den ein oder anderen Ablassbrief besorgen können, um mein Höllendasein auf einige wenige Millionen Jahre zu verkürzen…schließlich befand ich mich ja in einem erzkonservativen Land mit einer Katholikenrate von über 90 % und außerdem mussten ja irgendwie die vielen prachtvollen Kirchen in Stand gehalten werden.

Wieder und wieder liefen meine Erinnerungen wie in einem Film vor meinem inneren Auge ab…da war es, als ich zu Haustür heraus trat, das auf dem Dach liegende Taxi, am helllichten Tag. Kein Wunder, dass betrunkene Mexikaner lieber Unfälle hinterm Steuer des eigenen Autos bevorzugen, als sich und ihr Leben in die Hände von Bus- und Taxifahrern zu begeben. Doch was tat ich, außer kurz (eigentlich zu kurz) zu gaffen, ebenso wie die mexikanischen Großfamilien, die von überall herbeigeströmt kamen. Ich ging von dannen. Ja ich ging von dannen. Rühmte ich mich nicht immer mit „ah uh ätsch, juchhe, ich habe eine neue Kamera!!!“ Und nun wo war sie? Sie lag wohl behütet in meinem Zimmer. Und was tat ich? Ich ging von dannen…wieso konnte ich nicht die paar Stufen hinaufstürmen, die Kamera in die Hand nehmen und ein paar Fotos schießen? Dann noch ein paar Zeilen blabla dazu und der Pulitzer-Preis wäre mir sicher gewesen, da bin ich mir ganz ganz sicher!!! Verdammt! Nunja, ich ging von dannen. Ebenso wie ich damals keine fünf Häuser weiter ging, als die Küche der Nachbarn in die Luft flog…wo war meine Gier nach menschlichem Leid und der Sucht nach Schlagzeilen???


DA, da war es! Ich fand es wieder, dieses Gespür, dieser siebte Sinn für das Unmenschliche, das Abnormale. Das Gespür für die Abstrusitäten des menschlichen Seins!!! Schnell die Digi-Cam auf die kleine Kanadierin gerichtet, sichergestellt, dass keine versteckten Radiogeräte an waren und losgefilmt. Nunja, auf das Geld von der Zeitung, sowie der NASA warte ich noch. Aber die Erika hab’ ich auch nicht mehr gesehen, seit sie von den Herren in den schwarzen Anzügen und den schwarzen Sonnenbrillen mitgenommen wurde…


1 Kommentar:

Judith hat gesagt…

was gibt´s n da zu lachen ;-)??? kannst du dir vorstellen wie blöd das ist wenn man vor Muskelkater unter der dusche nicht ans Duschgel auf der Ablage kommt weil es so weh tut sich zu strecken??? ;-))
PS: ja, du wirst im dantesken Inferno schmoren... du Armer... vielleicht bring ich dir n espresso vorbei!