Montag, 3. März 2008

HiMmEL & hÖLLe

Guadalajara ist eine Millionenstadt von riesigem Ausmaß. Anders, als in vielen anderen Agglomerationen ähnlicher Größe ist Guadalajara jedoch eine Stadt der ein- und zweistöckigen Gebäude, selten wird hier höher gebaut, noch seltener sind hier „Wolkenkratzer“. Kein Wunder also, dass man von einem Ende der Stadt zum anderen Ende, die anderthalb Stundenmarke ziemlich leicht knackt. Und wahrscheinlich wäre die östliche Ausdehnung noch größer, würde nicht eine tiefe Schluchtenlandschaft die weitere Bebauung unmöglich machen. Am Parque Mirador ist es dann auch möglich, nicht nur unzählige, schmalzige Mexikanerpärchen zu sehen, sondern auch die extremste städtische Annäherung an die Schlucht. Es ist kaum zu glauben, dass man aus dem Bus aussteigt, ein paar Meter zu Fuß geht und sich in einer anderen Welt fühlt. Wenn dann die Schlucht noch von der Abendsonne in ein goldenes Licht gehüllt, dann hat das etwas Himmlisches…

…doch wenn der Blick nach unten in die Schlucht führt, dann erkennt man einen weiß schäumenden Fluss, den Rio Santiago. Und wenn man zwei Wochen vorher zufällig auf eine Demonstration in der Innenstadt gestoßen ist, dann wird aus dem Himmel auf Erden sofort die Hölle auf Erden. Denn in den Rio Santiago werden fröhlich Industrieabwässer geleitet, Industrie und Regierung schütteln gegenseitig die Hände und sagen, die Verschmutzung liegt im Normbereich. Die Dorfbewohner, die unweit von Guadalajara, direkt am Fluss leben, werden krank…und sterben…dank des Wassers, dessen Verschmutzungsgrad 300 % über der erlaubten Obergrenze liegt…

Wie tragisch dieses Leben am Fluss enden kann zeigt der Fall des achtjährigen Miguel Angel, der beim Spielen ins Wasser fiel, kurz darauf über Kopfschmerzen klagte und wenige Tage später in ein Koma fiel…19 Tage später erlag Miguel Angel, einer bakteriellen Infektion, die seine Organe zerstörte, genauso, wie das Arsen und die Schwermetalle, die in seinem Körper gefunden wurden…

Ich will mich nun nicht zum Greepeace-Aktivisten aufschwingen, aber erst wenn man weg ist sieht man was man hat... Deutschland, das Land der Feinstaubgrenzen und Strafen für ausgespuckte Kaugummis und weggeschmissene Zigarettenkippen…ja das war noch ein Leben ein Leben in einer Zivilisation mit Zucht und Ordnung…und Sauberkeit...

PS: Infos zum Thema Miguel Angel und der Verschmutzung des Rio Santioago gibt es unter http://www.limpiemoselsalto.blogspot.com/

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