Mittwoch, 25. Juli 2007

aDiOs LaBy


Gestern Abend war es soweit...

...die Nacht des Abschieds war gekommen. Lange hatte ich diesen Moment aus meinen Gedanken verbannt, doch zu sehr litt ich schon unter der Verdrängung. So konnte es nicht weiter gehen. Ich musste mit starkem Blick nach vorne schauen und es tun. Und ja, verdammt, ich tat es!

Und so geschah es, dass ich mir ein letztes Mal meine Einsatzkleidung überstreifte, über meinen zitternden Körper der unter der Gewissheit dieses denkwürdigen Abends bebte. Die vom Nietengürtel gehaltene, kurze Hose, die Frontfoammashbackmütze mit den Buttons, die obligatorischen Totenkopfsocken der Herren Hennes & Mauritz, die von vielen Einsätzen gezeichneten Chucks und ein T-Shirt, so strahlend weiß und unschuldig, wie meine Seele...ein würdiges Erscheinungsbild für die altehrwürdigen Hallen des Labyrinthes.

Dann ein Klopfen, erst still, dann immer lauter...mein Herz? Nein, es ist mein treuer Weggefährte und Nachbar. Er erwartet mich, um mir auf meinem letzten Gang beizustehen. Und um mich über die Vorzüge trockener Billigweine aufzuklären aber gleichsam beizupflichten, dass der Süffige zum Wegschädeln ganz vorzüglich geeignet sei. Er nimmt mir die Flasche aus der Hand und nimmt einen tiefen Schluck, versucht erst gar nicht seinen Ekel zu verbergen und grinst dann erleichtert, froh darüber, dass der Wein im Köper zwar vollmundig, im Abgang aber sehr kurz ist.

"Was ist hier los?", denke ich, als wir unserer Destination näher kommen. Massen an Menschen strömen herbei, nur ein Ziel, nämlich das Unsere. Wir treten ein und das Dunkel des gedämpften Lichts und das Schreien, der gequälten Lautsprecher überkommen uns. Es ist unerträglich, die Hitze, die Menschenmenge, diese für diesen Tag so unerwartet suboptimale Musik. Doch immer wieder erhellt sich das Dunkel, jedesmal wenn gute Freunde, wie aufgehende Sterne vor mich treten und mit ihrem Lächeln strahlen. Doch die Musik bleibt suboptimal und nach nur zwei Liedern auf der Tanzfläche, auf der es sich anfühlt, als befände man sich in einer, noch mit lebenden und um Freiheit kämpfenden Fische gefüllten Sardinenbüchse, gebe ich auf. Ich kann nicht. Ich kann meiner Sucht heute nicht entfliehen. Eine Sucht von der ich infiziert wurde, wie von einem bösartigen Virus. Einer Sucht, gegen die ich seit wenigen Wochen nicht mehr anzukämpfen vermag. So eile ich von der Tanzfläche, bahne meinen Weg zielstrebig durch die schwitzenden und sich rhytmisch bewegenden Körper. Da ist es, das Ziel meiner Begierde. Dort in der Ecke, ja dort kann ich meiner Sucht frönen. Ich sehe Lotte. Auch in ihren Augen sehe ich diese Bergierde, dieses Verlangen, dasselbe, das auch mich fest im Griff hat und das mein Leben im Laby nachhaltig verändert hat. Es bedarf keiner Worte. Ich nicke ihr nur kurz zu und ich weiß genau, was sie denkt. So eilen wir gemeinsam voran. Wir schauen uns suchend um, mal unsicher, doch dann mit festem Willen. Noch ein paar wenige Schritte, es klimpert in meiner Tasche, ich drücke den Knopf und schon höre ich das wohltuende und beruhigende Geräusch, dieses erlösende Poltern. Ich beuge mich vor, schaue Lotte noch ein letztes Mal tief in die Augen und nicke ihr kaum merklich zu. Ich öffne meine Hand und das Adrenalin schießt durch meine Adern. Ein lauter Knall dröhnt bis in mein Gehirn und ich denke...

..."Scheisse! So ein schnelles Gegentor! Lotte streng Dich mal an! Jetzt kriegen wir schon wieder auf den Sack! Wieso müssen wir auch immer gegen die guten Leut' spielen! MÖÖÖÖH!"

Und so vergeht der letzte Abend an den Kickertischen des Labys, bis das Licht angeht und ich, vom Vogelzwitschern begleitet, nach Hause trotte und weiß: ich werde wieder kommen, in einem Jahr...

:-)

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